Kunstwerk des Tages: "Monolith" von Peter Lewandowski
Ruhepol im Einkaufstrubel
Das Basalt-Granit-Ensemble von Peter Lewandowski wurde 2010 nach Sanierung des Schuhhagen aufgestellt. Der in Rostock geborene Bildhauer ist in Greifswald nicht unbekannt, er war vom 1990 bis 1998 Dozent für Skulptur, Plastik und Aktzeichnen am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald. Seine Arbeiten im öffentlichen Raum befinden sich darüber hinaus auch in Hoyerswerda, Güstrow, Idschewan (Armenien) und Oronzko (Polen).
Der Greifswalder Monolith war ursprünglich an dieser Stelle als Ruhepol im hektischen Einkaufsrummel gedacht. Leider wird heute eher als Fahrradständer missbraucht oder dient als Fläche für Schmierereien und Aufkleber. Das war und ist nicht im Sinne des Künstlers, der AG Kunst im öffentlichen oder der an der Entscheidung für dieses Kunstwerk beteiligten Anwohner. Er erfüllt seine Funktion als Ruhepol allein durch seine Masse und die tiefschwarze Farbe des Basalts, womit er klar von der bunt flirrenden Einkaufswelt ablenkt. Da es sich aber um ein abstraktes Objekt handelt, ist für manchen Betrachter nicht sofort eine greifbare Kontrastfunktion zur gegenständlichen Umgebung erkennbar. Peter Lewandowski illustriert nicht und kritisiert nicht, sondern bietet eine Alternative, die man sich erschließen kann und muss.
Er hat aus einem Basaltblock ein monolithisches Objekt geschaffen, das aussieht als vereinte es drei hinter- und nebeneinander gestaffelte Quader. Der Eindruck entsteht, weil die verschiedenen Segmente unterschiedliche Bearbeitungsspuren aufweisen. Zum einen sind sie rau belassen worden und weisen noch Reste der Sprengröhren auf. Zum anderen sind Teile glänzend poliert, Rillen sauber und geradlinig eingearbeitet. An der Seite des Kunstobjekts, die zur Sparda-Bank gelegen ist, lässt sich noch erkennen, dass es sich um eine durchgehende Fläche handelt, alles aus einem Block herausgearbeitet wurde. Die Bearbeitung wirkt streng, aber fast spielerisch, obwohl es sich um ein schwierig zu bearbeitendes Material handelt. Es ist ein Spiel mit dem Schein und dem Sein.
Die Wahl des Materials ist nicht naheliegend, handelt es sich doch um das häufigste Gestein auf der Welt. Da es vulkanischen Ursprungs ist, lässt sich damit auch ein bisschen mehr als Stadtgeschichte erzählen. Dass sich über dieses Material zudem der sogenannte Basaltstreit entwickelte, ein weltanschaulicher Grundsatzstreit, der heute noch prägend ist, bereichert die Interpretationsmöglichkeit um ein Vielfaches.
Vielleicht benutzten Sie das nächste Mal doch lieber einen richtigen Fahrradständer und lassen sich den Raum für die Betrachtung des ungewöhnlichen Kunstwerks.