Stummfilmklassiker „Die Stadt ohne Juden“
Zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms 1938
Zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms 1938 zeigt die St.-Nikolai Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Filmclub Casablanca e.V. und dem Arbeitskreis Kirche und Judentum am Do 08.11.2018 um 19.30 Uhr im Dom den restaurierten Stummfilmklassiker „Die Stadt ohne Juden“ aus dem Jahr 1924.
Hugo Bettauers provokanter Roman, der die politischen und ökonomischen Auswirkungen einer Verbannung der Juden aus Wien beschreibt, lief erfolgreich in den österreichischen Kinos, fand aber international nur wenig Verbreitung. Die neue Rekonstruktion des Filmarchivs Austria, die über Crowdfunding große internationale Unterstützung erfuhr, wurde aus zwei Fragmenten zusammengesetzt, die in Paris und Amsterdam gefunden wurden.
In der bislang bekannten Kopie fehlten wichtige Szenen aus dem jüdischen Alltagsleben sowie ein Auftritt des Wiener Bürgermeisters Karl Laberl (gemeint ist Karl Lueger). Vor allem aber fehlten die absoluten Höhepunkte des Films: zwei Szenen mit Hans Moser, der einen rabiat antisemitischen Parlamentsabgeordneten spielt – ganz gegen seine tatsächliche Einstellung übrigens. Die eine der Schlüsselszenen zeigt Hans Moser, wie er Juden körperlich attackiert, die andere ist die Schlusssequenz, in der Moser dem Wahnsinn verfällt, weil er in seinen "Bemühungen" als Antisemit versagt hat.
Die Prophezeiungen des Films sind beklemmend, zeigen sie doch die kulturelle und wirtschaftliche Verarmung Wiens nach der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung. Der Roman von Hugo Bettauer und das Drehbuch des Achtzig-Minuten-Streifens gelten bis heute als erste künstlerische Statements aus Österreich gegen den Antisemitismus.
(Georg Markus: Fundstücke. Wien 2017)
Die Live-Musikbegleitung übernimmt Johannes Gebhardt am Klavier.
Eintritt 5 Euro
Spielfilm, Regie: Hans Karl Breslauer, A 1924, 80 Min, Blu-ray
Foto: (c) Filmarchiv Österreich