„Exerzierplatz des Nationalsozialismus“ -

der Reichsgau Wartheland in den Jahren 1939 -1945“ (Dr. Wojciech Wichert, Stettin)

Kein anderes Land befand sich so lange unter der Besatzung des Dritten Reiches wie Polen, das in den Jahren 1939-1945 beispiellos hohe Personen-, Kultur- und Materialverluste erlitt. Der deutsche Überfall auf Polen im September 1939, die Einstellung und die Verbrechen gegenüber Polen waren eine Form der Ausführung des antislawischen Rassismus‘. Im Zusammenhang mit den besetzten polnischen Gebieten ist das Reichsgau Wartheland oft als „Exerzierplatz des Nationalsozialismus“ bezeichnet worden, wo wie unter einem Brennglas die Völkermord- und Rassismuspraktiken des NS-Regimes sichtbar wurden. Im Warthegau wurde das am längsten bestehende Ghetto auf polnischem Boden in Lodz gegründet, hier wurden auch im Dezember 1941 die ersten Massenmorde an Juden, nämlich mit Gaskammern bestückten LKWs, in Kulmhof an der Nehr ausgeführt. Das Wartheland könnte wegen der Volkstumspolitik gegenüber der einheimischen Bevölkerung in einigen Aspekten ein Modell für die zukünftige Germanisierung der Gebiete im Osten betrachtet werden. Trotz der Aspirationen des dortigen Reichsstatthalters Arthur Greiser war es jedoch kein Mustergau vom Gesichtspunkt eines nationalsozialistischen Sozial- und Demografiemodells (rassisch homogene Volksgemeinschaft), wenngleich Greiser seine Politik gegenüber Polen und Juden als musterhaft betrachtete. Es war aber zweifellos ein Experimentierfeld von rassistischem Charakter und von Maßnahmen zum Völkermord des Dritten Reiches, um Hitlers Konzeptionen der Annexion, Massendeportationen, deutscher Ansiedlung, und physischer Liquidierung einzelner Gruppen der polnischen Gesellschaft, der Intelligenz, von Behinderten, „Asozialen“ und Juden, im Alltag umzusetzen. Der Warthegau sollte ebenfalls eine relevante Funktion im deutschen Westen als „Ostwall“ und als Brücke zwischen den Ostgebieten und dem alten Reich erfüllen. Dort sollten auch die gesammelten Erfahrungen in Bezug auf die dort bestehende „Staats- und Parteieinheit“ in der NS-Machtausübung nach dem Krieg als Muster der geplanten Verwaltungsreformen im alten Reich dienen, die aber nie, wegen der militärischen Niederlage des ,,Tausendjähriges Reiches“, realisiert werden konnten. 

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